In Zusammenarbeit mit den Schulen in Göttingen vermittelt business4school interessierten SchülerInnen in Kursen und Projekten Wirtschaftswissen, das weit über den Schulunterricht hinaus reicht. Ein Regjo-Gespräch mit Initiator Ulrich Herfurth (aus Regjo Heft 02 / 2016):

 

Herr Herfurth, Sie engagieren sich gemeinsam mit vielen weiteren Akteuren der Wirtschaft für das Projekt Business4school. Können Sie uns etwas über die Entstehung dieses Projektes erzählen?

Herfurth: Die Idee ist im Sommer 2014 im Lions Club Göttingen entstanden. Hier haben wir uns erst einmal die Frage gestellt, ob denn das Thema „Wirtschaft in der Schule“ überhaupt für die Schulen interessant ist. Wir haben daher über die Südniedersachsenstiftung die Schulleiter eingeladen und mit ihnen darüber gesprochen. Im zweiten Schritt haben wir natürlich geschaut, welche Projekte schon zu diesem Thema angeboten werden. Und tatsächlich gab es bereits viele spannende und gute Projekte: Es wurden Praktika angeboten oder Planspiele durchgeführt. Was gefehlt hat, war ein übergreifendes Curriculum, das alle wesentlichen Themen der Wirtschaft abdeckt, diese systematisch aufeinander aufbaut und die Schule begleitet.

 

Was möchten Sie mit dem Projekt Business4school erreichen?

Herfurth: Verständnis für Wirtschaft ist ein wichtiger Teil der Allgemeinbildung. Mit dem Fach Politik-Wirtschaft geht das Lehrangebot in die richtige Richtung, reicht aber noch nicht aus. Daher tragen wir mit business4school ganz praktisch dazu bei, dass SchülerInnen der gymnasialen Oberstufe wirtschaftliche Zusammenhänge erkennen und verstehen. Dabei erwarten wir nicht, dass aus allen Teilnehmern Unternehmer werden. Denn business4school steht nicht nur ausgewählten Schülern offen, sondern allen, die an Wirtschaft interessiert sind.

Wir vermitteln auch Verständnis für unsere Soziale Marktwirtschaft als Grundmodell unserer Gesellschaft –  wenn die SchülerInnen diese richtig verstehen, haben wir schon einen wichtigen Beitrag geleistet.

 

Warum aber ist das gerade wichtig, den SchülerInnen wirtschaftliches Wissen zu vermitteln?

Herfurth: Ein gebildeter Mensch ist natürlich auch ein mündiger Bürger. SchülerInnen wissen schon ganz viel: In der Schule wird Mathematik verstehen gelernt oder Politik vermittelt – es fehlt ihnen aber immer noch ein systematischer Zugang zum Thema Wirtschaft. Dabei hilft ihnen dieses Wissen an vielen Stellen: Das fängt schon bei Verbraucherfragen an oder hilft als Arbeitnehmer für das Verständnis wie ein Unternehmen funktioniert. Es hilft aber auch, als mündiger Bürger richtige langfristige politische Entscheidungen zu treffen. Ich muss zum Beispiel verstehen, dass unser Rentensystem nicht mehr leisten kann, als wir einzahlen.

 

Bei der Abschlussveranstaltung sprachen Sie von einer Maßnahme gegen den demografischen Wandel. Inwiefern stellt das Projekt Business4school so eine dar?

Herfurth: Also, den demografischen Wandel können wir in seiner Entwicklung nicht aufhalten. Der ist für die nächsten zwanzig Jahre vorprogrammiert. Wir werden also in die Situation kommen, dass wir weniger Leistungserbringer, dafür aber mehr Empfänger haben werden. Um aber immer noch als soziale Gesellschaft funktionieren zu können, muss zunächst die ältere Generation Abstriche machen, vor allem aber muss das System an sich leistungsfähiger werden – und das geht nur durch Bildung. Im Übrigen stellt sich eine ebenso große Herausforderung im globalen Wettbewerb: Unsere gute Position im Weltmarkt ist längst nicht so sicher, wie wir uns das wünschen. Sicherstellen können wir diese weiterhin nur durch viele kluge Köpfe. Ich kenne aber auch viele junge intelligente Chinesen, die einmal genauso produktiv sein werden wie wir und auch genauso viel leisten. Dahinter steht letztlich ein langfristiger volkswirtschaftlicher Gedanke. Und wie die Schule ihren Beitrag dazu leistet, wollen auch wir gemeinsam etwas dazu tun, dass unsere Gesellschaft die künftigen Herausforderungen meistert und auch die nächste Generation in Deutschland eine gute Lebensgrundlage hat.