Ein Schülerbeitrag von Viviane Kleine, OHG

Göttingen, 25. Januar 2016 | Erneuerbare Energie ist spätestens seit Fukushima ein Thema über das ständig diskutiert wird. Bis 2050 soll der Anteil von erneuerbaren Energien bei der Stromversorgung in Niedersachsen laut dem Erneuerbaren Energien Gesetz (EEG) mindestens 80% betragen. Aber ist dies überhaupt möglich? Wenn ja, was muss passieren, damit dies umgesetzt werden kann? Und warum kann dieses Ziel nicht schon 2025 umgesetzt werden?

 

Wie viel können wir uns leisten?

Zuerst sollte man sich die Frage stellen, was erneuerbare Energien überhaupt sind. Es handelt sich hierbei um Energie, die praktisch unerschöpflich ist, beziehungsweise sich schnell erneuert. Bekannte Beispiele dafür sind Solarenergie, Erdwärme, Wasserkraft, Windkraft und Biomasse. Niedersachsen ist in Sachen erneuerbare Energie, insbesondere Windenergie, Vorreiter in Deutschland. In südlicheren Bundesländern, wie Bayern, hat allerdings neben Wasserkraft Solarenergie den höchsten Anteil. Daraus lässt sich schließen, dass einige erneuerbare Energien (wie Solar, Wind und Wasser) abhängig von der Lage sind. So sind Windräder effektiver bei flachem Relief, während der Süden Deutschlands mehr Sonnenstunden als der Norden aufweist.

 

Was sind die Hindernisse?

Erneuerbare Energien sind im Gegensatz zu konventionellen Energien, wie Kohlekraft, nicht immer verfügbar. Scheint die Sonne nicht, oder weht der Wind nicht, so sind sowohl Solarzellen als auch Windräder nutzlos. Dazu kommt, dass zwar die meisten Menschen gerne auf erneuerbare Energien umsteigen wollen, aber keiner ein Windrad vor seiner Tür haben möchte, da diese das Landschaftsbild verändern, nicht geräuschlos sind und lästige Schatten ins Haus werfen können. Ein weiteres Problem mit Windkraft ist die Vogelflugbeeinträchtigung, weshalb es oft zu Auseinandersetzungen mit dem Tierschutz kommt.  Doch selbst wenn wir es schaffen, genug Anlagen in Deutschland zu errichten, so wäre das Ziel von einem Anteil von 80% immer noch nicht umsetzbar. Es müssen bessere Speichertechnologien entwickelt werden, die die Abhängigkeiten vom Wetter nicht mehr zu einem Problem machen, denn jetzt müssen Kraftwerke weiterhin bereitstehen, um den möglichen Ausfall der erneuerbaren Energien abzufangen. Außerdem ist ein Netzausbau dringend notwendig, damit die Energie überhaupt beim Verbraucher ankommt.

Aktuell wird eine Nord-Süd-Leitung geplant, die den Strom von der Nordsee nach Süddeutschland transportieren soll. Es wird noch einige Zeit dauern, bis diese Fernleitung in Betrieb gehen kann.

 

Werden wir unabhängig von fremder Energie?

Allerdings haben erneuerbare Energien im Vergleich zu konventionellen neben der Umweltbilanz einen erheblichen Vorteil: Unabhängigkeit. Deutschland ist momentan noch auf den Import fossiler Brennstoffe aus anderen Ländern angewiesen, was bei erneuerbaren Energien nicht mehr der Fall wäre. Auch muss man bedenken, dass konventionelle Energien erschöpflich sind, was letztendlich bedeutet, dass der Tag kommen wird, an dem fossile Brennstoffe selten sind und es mit höchster Wahrscheinlichkeit zu Auseinandersetzungen der verschieden Länder und Staaten kommen wird. Des Weiteren kann erneuerbare Energie den jetzigen Strukturwandel entgegenwirken. Kleinere Dörfer haben verständlicherweise eine kleinere Infrastruktur als die Städte, weshalb viele Bürger in die Stadt ziehen, wo es zum Beispiel bessere Bildungsangebote und mehr Arbeitsplätze gibt. Erneuerbare Energie, die aus Gründen des Platzes am meisten auf dem Land erzeugt wird, würde neue Arbeitsplätze fördern und insgesamt durch mehr Möglichkeiten eine besser Perspektive bieten.

Kommen wir nun aber zu einer erneuerbaren Energie, die weder auf die Lage, noch auf das Wetter angewiesen ist: Bioenergie. Für Bioenergie werden organische Stoffe benötigt, also pflanzliche und tierische Materialien, die abgebaut werden. Fossile Brennstoffe sind dabei ausgeschlossen, da sie lange Zeit benötigen um zu entstehen. Aus ihnen kann man zum Beispiel durch Verbrennung Wärme, Strom und Biokraftstoffe gewinnen. Aktuell hat die Verwertung von Biomasse den größten Anteil, nämlich 61 Prozent, bei der Endenergie aus regenerativen Quellen. Biomasse wird hauptsächlich zum Heizen genutzt. Dabei spielt Holz eine große Rolle. Aus Biomasse kommt 87 Prozent der regenerativen Wärme, währen bei der Stromerzeugung die Windkraft vorherrscht. Im Kraftstoffsektor ist die Biomasse noch die einzige regenerative Quelle. Bei der Verarbeitung von Biomüll ist Bioenergie eine gute Lösung. Allein deshalb ist Biomasse an jedem Ort möglich. Ein weiterer wichtiger Faktor sind die Kosten. So ist bereits bekannt, dass die Kosten für Strom aufgrund der Energiewende steigen werden, denn erneuerbare Energien sind teuer als konventionelle. Europa allerdings arbeitet daran, die Wettbewerbsfähigkeit von Erneuerbaren Energien zu steigern, so würde das eine kostengünstigere Energiebreitstellung für den Verbraucher sichern.

Das Ziel ist es einen einheitlichen, zuverlässigen EU-Binnenmarkt für Strom und Gas zu haben, jedoch ist es äußerst schwierig die jetzigen Strukturen zu ändern, da die Energieanbieterstaaten oligopolistisch (also viel Nachfrage, wenig Anbieter) sind. Um genau diese Marktstrukturen brechen zu können, braucht Europa eine europäische Regulierungsbehörde, die letztendlich dafür sorgt, dass die Verbraucher nicht in den Kosten für eine bessere Zukunft ertrinken.

 

Also, wie viel erneuerbare Energie können wir uns leisten?

Momentan unglücklicherweise nicht so viel, wie wir uns das wünschen würden. Es gibt noch zu viele Probleme, die vorher bewältigt werden müssen, weshalb wir zurzeit noch auf konventionelle Energien angewiesen sind. Allerdings arbeiten Forscher bereits daran, weshalb die Lösungen in nicht allzu ferner Zukunft liegen. Gehen wir die notwendigen Schritte, sprich der Bau von dezentralen Gewinnungsstätten, die Entwicklung besserer Speichertechnologien und den Ausbau des Netzes, und achten wir darauf, dass das Ganze am Ende auch noch bezahlbar ist, so können wir sicherlich auf erneuerbare Energien umsteigen und Mutter Erde so einen Gefallen tun. Schließlich ist genau dies unsere Verantwortung und es liegt in unseren Händen mithilfe von innovativen Ideen und ihrer Umsetzung die Energiewende erfolgreich durchzuführen.